Februar 2022: Antisemitismus beim Halle-Gedenken

Es war keine überraschende Entwicklung und trotzdem schockiert die erneute Instrumentalisierung des Hanau-Gedenkens durch Israelfeinde. Schon im letzten Jahr gab es ähnliche Wortmeldungen auf Gedenkkundgebungen in Köln und Wien. Während noch im letzten Jahr das Gedenken des rassistischen Anschlags in Hanau und des antisemitischen und rassistischen Anschlags in Halle zusammengeführt werden sollte, was sich in der Parole „Von Hanau nach Halle“ zeigte, scheinen sich bei relevanten Träger*innen des (Berliner) Gedenkens die Prioritäten deutlich zu verschieben. Der Kampf gegen den Staat Israel und seine Bewohner*innen scheint dabei wichtiger, als das Zusammengehen mit von Antisemitismus Betroffenen. Das ist umso zynischer im Wissen dessen, dass in der Ideologie des Mörders von Hanau der rassistische Vernichtungswille eng mit antisemitischen Verschwörungserzählungen verknüpft war.

Wer nun nicht mehr von „Hanau nach Halle“ gedenken will, sondern „nach Gaza“ und zur „Intifada“ aufruft, also zum Mord an Jüdinnen*Juden, der schließt nicht nur die Betroffenen aus Halle aktiv aus dem Gedenken aus. Er zieht auch das Gedenken an die Hanauer Opfer eines antisemitischen Täters in den Dreck und offenbart seine antisemitische Schlagseite. Der Ruf nach „Intifada“ hat auf linken Demonstrationen nichts zu suchen.

Für eine antisemitismuskritische Linke!

Januar 2022: Aufkleber “Gegen Corona-Leugnung und Verschwörungsideologien”

Im Vorfeld der Coronaleugner-“Spaziergänge” in Hellersdorf, Lichtenberg, Prenzlauer Berg und vor allem in Pankow sind heute mehrere tausend thematische Schnipsel auf den Routen oder an Umsteigebahnhöfen der Schwurbler*innen aufgetaucht.

Sie sollten sie auf ihren Wegen, nicht nur an ihren Zielorten, daran erinnern, dass ihre Pandemieleugnung, ihre Verhöhnung der Corona-Toten nicht unwidersprochen bleibt.

Januar 2022: Antifaschistischer Protest gegen Querdenken-“Spaziergänge”

Seit Ende Dezember 2021 protestieren wir zusammen mit Pankower Anwohner*innen und Antifaschist*innen gegen die corona-leugnenden “Spaziergänge” in Alt-Pankow.

Die antifaschistische Kundgebung findet immer Montags vor dem Rathaus Pankow statt. Derzeit ist 17:30 Uhr die Startzeit.

Wir stellen uns ihnen entgegen, weil sie wissentlich mit Neonazis und extrem Rechten gemeinsame Sache machen (in den letzten Wochen waren bereits AfD-Funktionäre und “III. Weg”-Anhänger anwesend).

Wir stellen uns ihnen entgegen, weil sie in ihren Chats und auf ihren Demonstrationen verschwörungs-ideologischen Inhalten, NS-Verharmlosung und Antisemitismus Tür und Tor öffnen, wenn sie sie nicht selbst betreiben.

Wir stellen uns ihnen entgegen, weil Sie mit Ihrer Leugnung und Verharmlosung einer potentiell tödlichen Krankheit sich und auch andere gefährden und die Menschen verhöhnen, die in den Kliniken, Heimen und in den Gesundheitsämtern gegen diese Krise ankämpfen. All die Menschen verhöhnen, die sich isolieren müssen, weil sie nicht geimpft werden können.

Während in anderen Städten tausende Menschen “spazieren” sind die Mobilisierungen in Berlin bislang vergleichsweise überschaubar. Trotzdem sind mit 600 bis 800 Beteiligten in Tegel, Köpenick und Pankow bezirkliche Schwerpunkte festzustellen.

Wir haben dem Pankower Spaziergang in den letzten Wochen seinen Zielort, das Pankower Rathaus, streitig gemacht. Daran gilt es anzuknüpfen.

Beteiligt euch an den Protesten, überlegt euch eigene kreative Aktionen, zeigt Widerspruch.

Bisherige Gegenkundgebungen:

20. Dezember 2021
3. Januar 2022
10. Januar 2022
17. Januar 2022
24. Januar 2022
31. Januar 2022
7. Februar 2022

Dezember 2021: Gedenkaufkleber für Frida Poeschke und Shlomo Lewin

Am 19. Dezember jährt sich das antisemitische Attentat auf Shlomo Lewin und Frida Poeschke in #Erlangen zum 41. Mal. Wir haben den Jahrestag dieser Tat zum Anlass genommen und mit Aufklebern an verschiedenen Stellen in Berlin an diesen antisemitischen Mord zu erinnern.

Bei der Initiative Kritisches Gedenken Erlangen gibt es weitere Informationen zu der Tat:

“Am 19.12.1980 wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke in ihrem Wohnhaus in der Erlanger Ebrardstraße mit jeweils vier Pistolenschüssen ermordet. Gemeinsam setzten sich Poeschke und Lewin für die christlich-jüdische Verständigung ein und Lewin, Rabbiner, Gesellschafter des Judaicaverlages Ner Tamid und Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, arbeitete vor seiner Ermordung intensiv am Aufbau einer eigenen Kultusgemeinde in Erlangen.
Die Tat wurde von Uwe Behrendt, einem Mitglied der rechten Studentenvereinigung Hochschulring Tübinger Studenten und der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, verübt. Einen politischen Tathintergrund schlossen die staatlichen Behörden schnell aus und ermittelten stattdessen schließlich über Monate hinweg im Umfeld der Kultusgemeinde. Die am Tatort gefundenen Beweisstücke hätten allerdings von Beginn Schlüsse auf das Umfeld der Wehrsportgruppe Hoffmann nahegelegt, deren Gefahr von der bayrischen Landesregierung unter Franz-Josef Strauß immer wieder verharmlost worden war. Hingegen hatte gerade Lewin immer wieder vor Hoffmann und seiner Organisation gewarnt.
So wurde am Tatort eine Brille von Franziska Birkmann gefunden, der damaligen Lebensgefährtin von Karl-Heinz Hoffmann. Zum ersten Mal befragt wurde Birkmann erst fünf Wochen nach dem Attentat. Hoffmann selbst hatte dabei geholfen, Beweise zu vernichten, indem er zum Beispiel die Kleidung verbrannte, die Behrendt während der Ausübung der Tat trug. Ebenso soll er den Schalldämpfer hergestellt haben, der von Behrendt beim Attentat verwendet wurde. Von der später erhobenen Anklage wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes wurde Hoffmann freigesprochen. Behrendt setzte sich kurz nach der Ermordung Lewins und Poeschkes in den Libanon ab, wohin die WSG mit ihrem Ableger WSG Ausland gute Kontakte pflegte.”

Quelle: Initiative Kritisches Gedenken Erlangen

November 2021: Gedenkkundgebung an die Novemberpogrome 1938

Wir gedenken am 9.November 2021 auch in diesem Jahr der Opfer der Novemberpogrome 1938.„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“Dieses Diktum des Auschwitzüberlebenden Primo Levi bleibt uns dabei auch weiterhin präsent.
Dem Gedenken an die deutschen NS-Verbrechen Gehör zu verschaffen und Konsequenzen daraus einzufordern, bleibt die wichtigste Aufgabe für alle Antifaschist*innen. In diesem Sinne hoffen wir, möglichst viele von Euch am 9. November bei der Gedenkkundgebung in Moabit zu sehen.Gemeinsam mit Zeitzeug*innen, Vertreter*in von verschiedensten Initiativen und mit musikalischer Unterstützung wollen in unserem antifaschistischen Gedenken, Handeln und Eingreifen nicht müde werden und auch dieses Jahr auf die Straße gehen.

Am 9. November 1938 fanden die Novemberpogrome ihren Höhepunkt. Im deutschen Herrschaftsbereich wurden Jüdinnen*Juden vergewaltigt, inhaftiert, verschleppt und ermordet. Jüdische Geschäfte, Wohnungen, Gemeindehäuser und Synagogen wurden geplündert, zerstört und in Brand gesetzt. Auf den Straßen entfesselte sich der deutsche antisemitische Terror, der in der Nacht staatlich angestoßen und orchestriert wurde. SA und SS führten unterstützt durch Polizei und Feuerwehr die Morde, Brandstiftungen und Verwüstungen an. Die nicht-jüdische Bevölkerung beteiligte sich an dem Pogrom oder stimmte mit ihrem Schweigen zu. Insgesamt wurden in den Tagen um den 9. November 1.300 Jüdinnen*Juden ermordet, über die Hälfte der Gebetshäuser und Synagogen in Deutschland, Österreich und dem annektierten Sudetenland wurden zerstört. Ab dem 10. November erfolgte die Deportation von 30.000 Jüdinnen*Juden in Konzentrationslager. Die Pogrome waren Wegbereiter für die Shoah.


Gedenkkundgebung
9. November 2021 | 18.00 Uhr | Mahnmal Levetzowstraße | Moabit

Veranstaltungen in Pankow:

Sonntag, 7. November 2021, 15:00 Uhr
„Jüdische Geschichte(n) in Prenzlauer Berg“ – Ein Audiorundgang
U-Bhf. Senefelder Platz (Ausgang Kollwitzstraße oben)

Montag, 8. November 2021, 17:00 Uhr
Rundgang zu Stätten ehemaligen jüdischen Lebens in Pankow
vor dem ehemaligen jüdischen Waisenhaus Pankow (Berliner Straße 121)

August 2021: Aufkleber “Nieder mit den Taliban”

Im Kontext der aktuellen Entwicklungen der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben wir einen Aufkleber produziert, der jetzt schon an einigen Orten in der Stadt hängt. Islamismus muss entschieden entgegengetreten werden, egal ob dem der Taliban, der Hamas, dem Iranischen Regime und ihren Anhängern in Berlin.

Bei Interesse schicken wir die Aufkleber auch zu.

August 2021: Lesung “Das eigene Schicksal selbst bestimmen” mit Franziska Bruder

Am Freitag, 27. August, liest die Autorin Franziska Bruder aus ihrem aktuellen Buch “Das eigene Schicksal selbst bestimmen” über Fluchten von Jüdinnen*Juden aus Deportationszügen in die Vernichtungslager der “Aktion Reinhardt” in Polen. Von März 1942 bis Herbst 1943 wurden 1,5 Millionen Juden und Jüdinnen, die meisten davon ehemalige polnische Staatsangehörige, zumeist per Zug in die NS-Vernichtungslager Treblinka, Belzec und Sobibor deportiert und dort ermordet.Entgegen dem Stereotyp gingen sie nicht wie ›Schafe zur Schlachtbank‹, sondern leisteten vielfältigen Widerstand. Nachdem die Funktion der Lager bekannt geworden war, bereiteten sich viele Juden auf die Flucht vor und sprangen unter Lebensgefahr aus den schnell fahrenden und schwer bewachten Todeszügen.

Das Buch beruht auf den Biographien von Menschen, die gesprungen sind und überlebt haben. Wir erfahren etwas über die Voraussetzungen der Flucht und ihre Realisierung, über die Situation in den Waggons und das Überleben in der langen Zeit bis zum Kriegsende – in Verstecken, bei Partisanen oder getarnt als christliche Polen …

Die Historikerin Franziska Bruder lebt in Berlin und veröffentlichte bereits Arbeiten zu Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus in Polen und der Ukraine sowie jüdischem Widerstand.Eine Veranstaltung der EAG Berlin.


In Kooperation mit dem Cafe Morgenrot und dem Buchladen zur schwankenden Weltkugel.

Die Veranstaltung findet unter freiem Himmel im Hof des Hausprojekts in der Kastanienallee 84/85 statt.

August 2021: Veranstaltung “Antisemitismus in der (radikalen) Linken”

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Datum: Mittwoch, 11. August 2021
Uhr: 19:00 Uhr

Es gibt auch in diesem Jahr schon wieder viel zu viele Anlässe, die linksradikale Szene (in Berlin) in Bezug auf das Thema Antisemitismus einer Kritik zu unterziehen. Sei es die Verwendung von Leila Khaled auf dem Plakat zur 1. Mai-Demonstration, die Statements verschiedener Gruppen im Kontext der Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas im Mai, die politische Positionierung der “Internationalistischen Queer Pride” und nicht zuletzt Vorfälle im Kontext dieser und anderer Veranstaltungen, bei denen es mehrfach zu Bedrohungen und Angriffen gegen Menschen kam, die als “Zionisten” markiert wurden.


Um diese aktuelle Zuspitzung und Anschlussfähigkeit von antisemitischen Stereotypen und Sprachbildern in der (radikalen) Linken zu verstehen lohnt sich ein Blick in ihre Geschichte. Das wird der Vortrag vornehmen.Der Vortrag soll einführend aufzeigen, an welche ideologischen Momente Antisemitismus in der (radikalen) Linken anschlussfähig ist, wie er sich äußert und warum er brandgefährlich ist. Vor allem soll klar werden, dass die Debatte um den Antisemitismus der eigenen Szene dringend geführt werden muss und nicht aus Angst vor Auseinandersetzung oder mit Rücksicht auf die nächste Großkampagne vermieden werden sollte.

Eine Veranstaltung der “Emanzipativen & Antifaschistischen Gruppe [EAG]
Referent von der Theorie, Kritik, Aktion [TKA]

Im Rahmen des Blank Sommergartens.

Juli 2021: Durchsuchung bei Arnulf Priem in Pankow


Am 2. Juli 2021 gab es in Schönerlinder Straße in Berlin-Buch eine Hausdurchsuchung bei dem bundesweit bekannten 73-jährigen Neonazi Arnulf Priem. Dabei ging es wohl um verbotene Neonazi-Symbole, gefunden wurden aber auch – surprise – Waffen.

Die Durchsuchung fand statt, weil Priem in der ARD-Dokumentation „Rechts und radikal“ einen Ring mit dem Konterfei Adolf Hitlers trug und mit einem Tattoo von Reinhard Heydrich prahlte.

Mehr Informationen:
RBB
Berliner Zeitung

Mai 2021: Plakate gegen Antisemitismus am Kollwitzplatz



Wir haben den heutigen Tag (21. Mai) genutzt, um auf den Angriff auf den Stand vor einem Monat und auf antisemitische Vorfälle im Kontext des Wochenmarktes am Kollwitzplatz in den letzten Jahren hinzuweisen. Mit über hundert Flugblättern und Plakaten wurden die Nachbar*innenschaft und die Passant*innen informiert und dazu aufgefordert, Position gegen Antisemitismus zu beziehen.