Das vergangene Jahr war auch für unsere Gruppe eine Herausforderung. Der Spagat zwischen politischem Aktivismus und Zurückhaltung zur Pandemieeindämmung führte nicht immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Einige unserer geplanten Projekte blieben dabei auf der Strecke. Trotzdem konnten wir auch in diesem Jahr wieder einiges anschieben.
Das Jahr begann regulär mit unserem EAG-Soli-Tresen, den wir bis Februar durchführen konnten (wir vermissen ihn). Beim Februar-Tresen konnten wir unsere AS.ISM 5 vorstellen. (Sie ist, wie auch die AS.ISM 4 bei uns und bei Black Mosquito bestellbar.) Ebenfalls im Februar referierte Kazem Moussavi auf unsere Einladung zur Iran-Lobby in Deutschland im Laidak.
Unsere letzte größere Demonstration war die zum 8. März. Wir nahmen am Block “Für radikalen Feminismus – gegen jeden Antisemitismus” teil.
Unsere jährlichen Feierlichkeiten zur Befreiung Pankows (24. April) zusammen mit dem JUP – Unabhängiges Jugendzentrum Pankow e.V. und der Pankower VVN-BdA mussten wir ausfallen lassen. Wir reduzierten sie auf eine Plakatkampagne und eine nachgeholte Onlinepremiere des Films “Die Geschichte der Schönholzer Heide“.
Stattdessen veröffentlichten wir Recherchen zu einem NS-verherrlichenden Gedenkstein in Französisch-Buchholz und sorgen mit etwas Pressearbeit und Druck vor Ort, dass dieser entfernt wurde und sich der Neonazi, der für den Stein die Verantwortung trug, aus seiner Geschäftsführertätigkeit eines Pankower Pflegedienstes zurückzog.
Die geplanten Proteste gegen den antisemitischen Al-Quds-Marsch Mitte Mai wurden nach der Absage des Marsches ebenfalls abgeblasen. Nach dem Verbot der Hizbollah, die maßgeblich eng mit der Organisationsstruktur des Marsches verflochten ist, zog der Al-Quds-Organisator seine Anmeldung zurück. Zuvor hatten wir bereits hunderte Mobi-Flugblätter auf unterschiedlichen Veranstaltungen verteilt. Unsere Freund*innen von der TKA – Theorie, Kritik & Aktion veröffentlichten zum Al-Quds-Wochenende einen Podcast. Auch die Doppelmobilisierung mit unseren Genoss*innen vom Bündnis Drift – feminist alliance for communism all gegen die “Lebensschützer” in Annaberg-Buchholz konnte nicht stattfinden.
Die Sommermonate nutzten wir für verschiedene Plakataktionen im Bezirk – zur Feier des 8. Mai, gegen rassistische Polizeigewalt und zum NSU-Prozess – sowie für eine Intensivierung unserer Online-Aktivitäten.
Im August waren Veranstaltungen unter freiem Himmel auch für uns wieder vertretbar und so fanden im ://about party zwei Vorträge mit dem Autor Mathias Wörsching zur Einführung in Faschismustheorien statt. Zusammen mit dem drift-Bündnis wurden die Prozessberichte zum Hamburger Prozess gegen die IS-Anhängerin Elina F. veröffentlicht. Sie sind auf Youtube nachzuhören. Sie wurde im September zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Eine Zusammenfassung findet sich in einem drift-Text in der Jungle World.
Auch die Proteste gegen den christlich-fundamentalistischen “Marsch für das Leben” im September konnten nur auf Sparflamme stattfinden. Das “What the Fuck”-Bündnis, das wir unterstützten, rief nicht zu einer Demonstration auf, sondern zu dezentralen Aktionen.
Anfang Oktober stellten wir uns mit über tausend anderen Antifaschist*innen den Neonazis vom “III. Weg” in Hohenschönhausen in den Weg. Deren Aufmarsch wurde durch die Blockaden und Proteste auf einen Bruchteil der Strecke verkürzt.
Im Oktober und November erstellten wird zwei Gedenkaufkleber für die Opfer islamistischer Gewalt – Samuel Paty und Thomas L.. Paty war in Frankreich von einem Islamisten geköpft worden, nachdem er im Unterricht mit seinen Schüler*innen über die Mohammed-Karikaturen diskutiert hatte. Thomas L. wurde in Dresden mit einem Messer tödlich verletzt, weil sich der Täter an dessen offen gezeigter Homosexualität störte.
Zusammen mit anderen Gruppen bereiteten wir auch dieses Jahr die Gedenkaktionen an die Reichspogromnacht am 9. November vor. Anders als in den Vorjahren entschieden wir uns dieses Jahr, lediglich eine Kundgebung durchzuführen. Ergänzt wurde sie mit dezentralen Gedenkaktionen an Orten ehemaligen jüdischen Lebens und antisemitischer Verfolgung. Für die Begleitbroschüre verfassten wir einen Artikel zu deutscher Geschichtsaufarbeitung.
Pünktlich zur vorerst letzten bundesweit mobilisierten Demonstration der Corona-Leugner*innen veröffentlichten wir im November ein Interview mit der Autorin Pia Lamberty. Sie ging im besonderen auf die verschwörungsideologischen Elemente dieser Mobilisierung ein.
Kurz vor Ende des Jahres veröffentlichten wir die dritte Auflage unserer AS.ISM 4 aus dem Jahr 2017. Die bisher über 10.000 gedruckten Broschüren waren restlos vergriffen.
Auch für dieses Jahr ist wieder Einiges geplant. Dabei werden natürlich die Erfahrungen aus dem letzten Jahr einfließen. Seid gespannt.