November 2023: EAG-Solitresen mit Vortrag „Der Iran und die politische Bedeutung des schiitischen Islam“ mit Ali Ma.

Der Islam ist immer wieder Gegenstand linker und öffentlicher Debatten. Spätestens seit dem Kampf gegen den IS, sind Begriffe wie islamischer Staat und Dschihad in der politischen Diskussion angekommen. Dabei wird meist vergessen, dass es schon seit über 40 Jahren einen islamischen Staat gibt, die sogenannte Islamische Republik Iran. Dessen Ideologie ist aber nicht der Dschihad, sondern das Märtyrertum, die religiöse Grundlage des schiitischen Islam, die iranische Staatsreligion.
Im Vortrag wird es um diese Ideologie des Märtyrertums gehen:
Den theologisch-historischen Hintergrund und die jährlichen Aschura-Zeremonien. Die Bedeutung für die iranische Gesellschaft und Innenpolitik. Und die Auswirkungen auf die iranische Politik seit 1979 – Iran-Irak Krieg, Feindschaft gegen Israel, Unterstützung von Terrororganisationen, Frauenunterdrückung und die Proteste 2022.
Es ist eine Einladung an alle, die sich ernsthaft um Ideologie- und Religionskritik bemühen, sich mit der Geschichte des Islams und dessen fundamentalistischen Auslegungen zu beschäftigen.

Danach gibt es wie immer gute Musik, kühle Getränke und die Möglichkeit, mit uns ins Gespräch zu kommen.

Fr, 24. November 2023, 19 Uhr
ZGK Scharni (Scharnweberstr. 38)

Oktober 2023: Bericht und Redebeitrag von der Kundgebung gegen Antisemitismus

Am 29.10.2023 versammelten sich etwa 450 Antifaschist*innen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus und Islamismus.
Ein Bündnis aus mehreren Berliner Gruppen und Einzelpersonen hatte die Kundgebung in den letzten Wochen organisiert, um in der derzeitigen Eskalation nach dem antisemitischen Massaker der Hamas in Israel ein linksradikales, israelsolidarisches Zeichen in Berlin zu setzen.
In mehreren Redebeiträgen wurde auf das Leid der Entführten und Hinterbliebenen des Hamas-Angriffs, aber auch allgemein der Betroffenen aktuellen Eskalation erinnert. Darüber hinaus wurde Solidarität mit allen von Antisemitismus Betroffenen gefordert und Organisationen benannt, die derzeit den Israelhass in die linken Szenen tragen.
Zwischen den Reden wurden die Namen der über 200 Entführten verlesen.
Dass zu dieser Kundgebung, in die wir und viele andere in der letzten Zeit so viel Engagement gesteckt haben, eine beachtliche Zahl an Menschen gekommen ist, ist für uns ein gutes Zeichen und etwas, an dem wir in den nächsten Wochen anknüpfen können.
Gegen jeden Antisemitismus!

Redebeitrag der EAG:

Liebe Genoss:innen,

wir freuen uns, dass heute so viele von Euch gekommen sind, um gemeinsam Solidarität mit dem angegriffenen jüdischen Staat und den Israelis zu demonstrieren. Wir sind froh, dass wir heute als Linksradikale und Antifaschist:innen hier zusammenstehen, um eine klare Position gegen Islamismus und Antisemitismus zu beziehen.

Dass das keine linke Selbstverständlichkeit ist und Antisemitismus auch in der (radikalen) Linken ein massives Problem darstellt, hat sich in den letzten Wochen, mal wieder, in trauriger Weise offenbart.
Während sich ein Großteil der Linken in schweigender Äquidistanz zu den Geschehnissen in Israel hüllte, machten die bundesweit wiedererstarkten rot-autoritären Gruppen keinen Hehl aus ihrem kruden Antiimperialismus, bei dem der Hass auf den jüdischen Staat fester Bestandteil ist.

Kaum 3 Tage, nachdem die Islamisten-Bande Hamas wahllos Menschen in Israel abgeschlachtet, vergewaltigt und gefoltert hatte, wollten die üblichen Berliner Antizionist:innen in Solidarität mit dem “palästinensischen Widerstand” durch Berlin marschieren. Dabei: Kein Wort der Distanzierung zu den Angriffen. Noch während der Hamas-Angriffe tagte im ND Gebäude in Berlin der sogenannte “Kommunistische Kongress”. Von dort hörte man, dass der “palästinensische Kampf” ein “leuchtendes Signal für den weltweiten Kampf gegen die Barbarei” sei.

Während an anderen Orten der Bundesrepublik israelfeindliche Demonstrationen stattfanden, hijackten in Berlin linke Unterstützer*innen des palästinensischen Terrors, wie die marxistisch-leninistische Gruppe Young Struggle, eine Anti-Nazi-Demo in Pankow, um dort ihre antizionistische Propaganda zu verbreiten.

Auch die rote Frauengruppe Zora führte dieser Tage ihre ganz eigene Vorstellung von Feminismus vor. Während die Hamas-Terroristen Frauen vergewaltigten, erklärte Zora, dass die Befreiung Palästinas die Bedingung für die Befreiung der Frau sei und rief die Angriffe seit dem 7. Oktober als “lebendigen Widerstand” aus.

Das mag zwar nur der abgedrehte Rand einer kontra-emanzipatorischen Linken sein, aber das Problem reicht weiter. Die strategische Zurückhaltung von Migrantifa und ihre Selbstinszenierung als “unterdrückte Stimme des antikolonialen Widerstands” ist genau das Narrativ, das seit vielen Jahren tief im linksliberalen Mainstream Anklang gefunden hat und für die Dämonisierung Israels genutzt wird.
Daher greift auch die Forderung nach Schutz für Juden*Jüdinnen, die angesichts der massiven antijüdischen Gewalt nun teils auch von propalästinensischen Antiimperialist:innen aufgestellt wird, zu kurz: Denn es sind eben die Gleichen, die ansonsten von der Aufklärung über den islamischen (und islamistischen) Antisemitismus nichts wissen wollen und sich stattdessen an der Hetze gegen Israel als vermeintlichen Apartheidsstaat und als zionistischen Siedlerkolonialismus rege beteiligen.

Man muss dabei klar sagen: Eine progressive Palästina-Solidarität ist derzeit marginalisierter, als sie es je war. Aber wer in einer Zeit, in der der Judenhass eine Gelegenheit gefunden hat, sich um ein Vielfaches enthemmter zu äußern und Jüd:innen auch außerhalb von Israel sich existenziell bedroht fühlen, leider zurecht, wer auf diesen Zug aufspringt, gibt unverhohlen zu erkennen, was ohnehin immer schon klar war: Es geht nur vordergründig um das humanitäre Leid der Palästinenser:innen, das schnellstmöglich zu beenden nicht erst eine linke, sondern eine humanistische Grundforderung ist.
Das Problem bei der Palästina-Solidarität, wie wir sie aktuell hegemonial erleben, aber ist ihre treibende Motivation: die Kumpanei mit der antisemitischen Aggression der Hamas und ihrer Verbündeten.

Je weniger die Zeiten für eine linke Revolution sprechen, desto grotesker wird es, wenn mit Revolutionsrhetorik rumgeprotzt wird. Was dabei bestenfalls der irrationalen Selbstbefriedigung kleiner Splittersekten dient, ist schlechtestenfalls Wiederholung und Verstärkung der regressivsten Momente der kapitalistischen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, von der sich die Allermeisten überhaupt kein Ende mehr vorstellen können, es sei denn, als Zerstörung der Menschheit und des Planeten überhaupt. Wer auf diesen Zustand der Tristesse nicht reflektieren mag, nicht um sich ihm zu ergeben, sondern um wirkliche Möglichkeiten seiner Beendigung zu erkunden, der greift nach irgendwelchen Wunschobjekten. Aber wie das so ist, ist das reale Objekt bei der Projektion ziemlich egal.

Das heißt Konkret: Auf welcher Seite stehen diese Linken, wenn sie auf der Seite des palästinensischen Volkes stehen, abgesehen davon, dass die Sache des Volkes noch nie eine gute kommunistische Angelegenheit war? Sie stehen – gerade im Kontext Gazas – auf der Seite eines hegemonial islamistischen Projekts, in dem Israel als Symbol für den verhassten Westen steht. Feindbild-Symbol für Demokratie, individuelle Freiheitsrechte und Gleichberechtigung. Als Jude unter den Staaten und als kleine Exklave umringt von ihren Glaubensbrüdern, ist Israel aber in den Augen der IslamistInnen auch klein und schwach genug, um beständig die Phantasie anzureizen, der Feind könne, mit einem Schlag, vernichtet werden und damit ein leuchtendes Symbol für die Wiederherstellung der einstigen Größe islamischer Reiche sein.

Darum darf die palästinensische Sache auf keinen Fall eine diplomatische Lösung finden, darum lassen sich radikalisierte Muslim:innen weltweit adhoc in Wut auf die Straße bringen, um den palästinensischen Widerstand, die Intifada, und nichts anderes, zu fordern. Linke, die hiermit gemeinsame Sache machen, verkennen worum es geht oder ihnen ist ihr Revolutionsfetisch wichtiger, als das, wofür sie die Revolution machen. So oder so, mit ihnen ist keine gemeinsame Sache zu machen.

Die Einsamkeit emanzipatorischer Kommunist:innen treibt nicht wenige in den Defätismus, in die bloße Verteidigung des bürgerlichen Rechtsstaates gegen die drohende Barbarei.
Dieser Defätismus ist zu kritisieren. Auch weil wir wissen, dass die bürgerlich-kapitalistische Demokratie nicht das Ende der Fahnenstange ist, sondern mit ihren notwendigen Krisen und Verwerfungen eine Bedingung dafür, dass es diese Faschisierung gibt. Aber die revolutionäre Perspektive lässt sich auch nicht einfach wie der Hase aus dem Hut zaubern. Als Antifaschist:innen stehen wir heute hier, weil Antifaschismus heißt, die Bedingungen für die Emanzipation aufrechtzuerhalten – in dem Wissen, dass es anders sein könnte.

Das heißt: Für Israel, Kampf dem Faschismus und Islamismus, damit aus der Menschheit noch etwas Vernünftiges werden kann!

Oktober 2023: Statement zum Massaker in Israel

Die Nachrichten und Bilder haben uns alle fassungslos und ratlos zurückgelassen. Erneut töten Islamisten, Angehörige der Hamas, des Islamischen Jihad und der PFLP wahllos Menschen in ihrem antisemitischen Vernichtungswahn, dieses Mal in einem pogromartigen Ausmaß, das es seit 1945 nicht mehr gab. Schätzungen zufolge wurden über 1.000 Menschen massakriert und mehr als 100 Menschen – teils Kleinkinder und Senior*innen – in den Gaza verschleppt.
Auffällig ist auch die misogyne Inszenierung der Verschleppung und Tötung junger Frauen, deren Anteil unter den Opfern auffällig hoch ist. Die nächsten Wochen werden viele weitere Tote fordern, soviel ist zu befürchten. Wir finden es unerträglich, wie viele selbsterklärte Linke den Terror von misogynen, erz-reaktionären, islamistischen Banden abfeiern oder als Befreiung missverstehen. Antiimperialistische Gruppen und Medien wie Young Struggle, Klasse gegen Klasse, die Junge Welt und die PFLP-Vorfeldorganisation Samidoun machten aus ihrer Freude über das Blutbad keinen Hehl. Lauter noch war das Schweigen vieler, die glauben, sie müssten auch trotz dieser Tat in ihrer indifferenten Position verharren. Islamistischer Terror hat wirklich absolut nichts mit Emanzipation und einer befreiten Gesellschaft zu tun! Wir nahmen am Sonntag an der Berliner Kundgebung am Brandenburger Tor teil, auf der 2.000 Menschen ihre Solidarität mit Israel bekundeten. Ein explizit linker, emanzipatorischer Protest blieb bisher aus. Abseits der bürgerlichen Rahmung inklusive Politiker*innen-Reden und Anrufungen an den deutschen Staat, die nicht unsere sind, waren wir aber berührt von den Reden (nicht nur) der jüdischen Organisationen und Vertreter*innen und von der Möglichkeit Trauer aber auch Zusammenhalt auszudrücken. Vielen Dank an die Organisator*innen.

Solidarität mit Israel!
Samidoun zerschlagen!

Oktober 2023: Solitresen mit Lesung “Judenhass underground”

❌️ 27. Oktober 2023 – 19 Uhr – ZGK Scharni:
EAG-Solitresen mit Lesung “Judenhass Untergrund” mit den Herausgebern Nicholas Potter und Stefan Lauer ❌

Niemand will Antisemit sein. Erst recht nicht in Subkulturen und Bewegungen mit einem progressiven, emanzipatorischen Selbstbild. Judenhass geht aber auch underground – ob Rapper gegen Rothschilds, DJs for Palestine oder Punks Against Apartheid. BDS, die Boykottkampagne gegen den jüdischen Staat, will nahezu jedes Anliegen kapern, von Klassenkampf bis Klimagerechtigkeit. Altbekannte Mythen tauchen in alternativer Form wieder auf, bei Pride-Demos, auf der documenta oder beim Gedenken an den Terror von Hanau. Und viele Jüdinnen*Juden fragen sich, wo ihr Platz in solchen Szenen sein soll.

Eine Anklage mit anschließender Diskussion. Kritisch, aber konstruktiv. Und vor allem solidarisch.

Wir freuen uns auf die Buchvorstellung mit anschließender Diskussion.
Vor Ort bekommt ihr unsere aktuellen Plakate & Broschüren.

Anschließend Solitresen.

September 2023: Sonderseite zum Iran

Ein Jahr nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini eine der größten regimekritischen Protestwellen der über 40-jährigen Geschichte des islamistischen Regimes im Iran haben wir mit einer Plakatkampagne zu diesem Thema begonnen und werden diese und weitere Inhalte zu dem Themenkomplex auf einer Sonderseite darstellen.

Sie ist hier zu finden.

September 2023: Der EAG-Solitresen geht in die nächste Runde

Am Freitag, dem 22. September 2023 startet nach der Sommerpause wieder unser EAG-Solitresen in der ZGK Scharni. Wir beginnen mit einem Tresenquiz unter dem Titel “Pop, Politik und Pankow”.

Bildet Teams, kommt vorbei und rätselt mit uns. Natürlich gibt es wie immer kühle Getränke und gute Musik. Und die Einnahmen fließen in antifaschistische Arbeit in Pankow.

Juni 2023: Statement zur Nakba-Kundgebung am 20. Mai

Angesichts der vielen Statements und Social-Media-Diskussionen rund um die Kundgebung der „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ am Oranienplatz, wollen wir natürlich nicht zurückstehen, sondern auch noch einen etwas längeren Kommentar beitragen
(Foto: JFDA)
Vorletzten Samstag hatte die „Jüdische Stimme“ zu einer Protestkundgebung gegen die von der Berliner Polizei ausgesprochenen Verbote der propalästinensischen Demonstrationen rund um den sogenannten Nakba-Tag aufgerufen, zu der sich ca. 300 Antizionist:innen am Oranienplatz in Kreuzberg versammelten. Gegenprotest gab es keinen, u.a. hat aber das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus die Kundgebung beobachtet und einen Bericht veröffentlicht: https://www.jfda.de/post/dritte-intifada-nakba-protest
Im Nachgang der nach bereits einer Stunde aufgelösten Kundgebung, (die Polizei hatte einen Teil der Versammlung mit dem Argument, es handele sich um eine Ersatzveranstaltung für die verbotene Demonstration der #nakba75-Kampagne am Hermannplatz aufgelöst, woraufhin die Veranstalter:innen die gesamte Kundgebung beendet haben), zirkulierten in den Sozialen Medien gleich mehrere Stellungnahmen u.a. von der Jüdischen Stimme, der KOP (Kampagne für Opfer rassistischer Gewalt) oder dem Jewish Bund. Alle beschwören darin das immer gleiche Narrativ der friedvollen und für historische Gerechtigkeit kämpfenden unterdrückten Palästinenser:innen und ihrer antizionistischen Unterstützer:innen, deren „legitimer Versuch“ der „Nakba“ zu gedenken, aus rassistischen und imperialistischen Motiven des deutschen Staates verboten werde. 
Als Antifaschist:innen haben wir kein Interesse daran, staatliche Repression zu verteidigen, noch müssen wir bestreiten, dass die Demonstrationsverbote zum „Nakba“-Gedenktag und anderer propalästinensischer Veranstaltungen eine rassistische Dimension haben, die wir selbstverständlich als solche auch verurteilen. Gleichzeitig gibt es für uns keinen Grund sich mit einer vom antisemitischen Hass angetriebenen Bewegung zu solidarisieren. Vielmehr gilt ihnen als Feinden der Aufklärung und der Emanzipation – gleich wie anderen reaktionären Ideologien – unsere entschiedene Kritik. 
Es handelt sich nämlich nicht, wie ihre antizionistischen Unterstützer:innen meinen und kolportieren, bloß um den „legitimen Versuch“ palästinensischen Gedenkens, der in der BRD Widerstand hervorruft, weil er eine „Bedrohung für die deutsche Erzählung vom linearen Fortschritt nach dem Holocaust“ darstelle. Das ist eine irrige Instrumentalisierung von Stichworten einer antifaschistischen Kritik an der sogenannten „Erinnerungskultur“, derer sich die pro-palästinensische Bewegung als einer Strategie – neben Kontervorwürfen (Rassismus) oder Jüdinnen/Juden, die sich vor ihren Karren spannen lassen – bedient, um vom eigenen Antisemitismus abzulenken.  
Der aber, und auch der autoritäre Charakter dieser Bewegung, der rote Gruppierungen wie Young Struggle, Kommunistische Organisation und Revolution mit propalästinensischen Aktivist:innen (BDS, Samidoun, Palästina spricht) verbindet, zeigte sich auf der Kundgebung am Oranienplatz ziemlich deutlich. Während man sich einerseits von der einem wohlgesinnten Bürgi-Presse breit und lang interviewen ließ, attackierte man die, die kritisch über einen berichten (p.s. für die Freund:innen des identitären Arguments: zumeist jüdische und/oder israelsolidarische Vereine, Zeitungen, Journalist:innen) und outete sie danach im Internet, damit der Mob sich um sie kümmern möge. 
Im Redebeitrag der Veranstalter:innen wurde gleich zu Anfang mit monströsen Bildern zur gemeinsamen Identifikation eines unterdrückten Kollektivs aufgewartet; das Demonstrationsverbot als nichts geringeres als „antipalästinensischer Faschismus“ ausgerufen. Um völkisch aufgeladene Identitätssuche ging es auch in der demagogischen Rede einer jungen Palästinenserin, die die Selbstdarstellung als totales Opfer mit Schuldkult-Topoi („Deutschlands historische Schuld wird mit unserem Blut reingewaschen“) und dem Aufruf an das „palästinensische Volk“ zum „Widerstand“ – means: Aufruf zu Terror und Mord an Jüdinnen und Juden („Wir sind die erste Intifada, wir sind die zweite Intifada und wir werden auch die dritte Intifada sein“) – verband. Bei dem Ausmaß an historischer Verzerrung durch Auslassung all der antisemitischen Aggression gegen Israel und der Imagination als unschuldiges Opfer fühlte man sich irgendwie ein bisschen an Jana aus Kassel erinnert. Bejubelt wurde ihre Rede mit der „From the river to the sea“-Parole, die ab da zum Dauersound der Kundgebung wurde und von der Polizei erst kurz vor der Auflösung untersagt wurde. In einer Stellungnahme des “Jewish-Bund” versuchte man dann im Nachhinein angestrengt darzulegen, warum diese Parole überhaupt nicht antisemitisch gemeint sei. Es ginge dabei um einen Aufruf zur Befreiung eines besetzten Volkes auf dem Gebiet des historischen Palästinas und für das Eintreten eines einzigen, ungeteilten Landes. Dass die Parole als (Gewalt-)Anspielung für die Vernichtung von Jüdinnen und Juden/ethnische Säuberung fungiert, wurde wenig überzeugend in eine Projektion deutscher Gewalt- und Vernichtungsphantasien auf Palästinenser:innen umgedeutet. Neben dieser inhärent völkischen Begründung (welche Linke, außer vllt. krude Antiimperialist:innen machen sich die Vereinigung eines „Volkes“ zu ihrer Aufgabe?), ist die Ignoranz gegenüber der historischen wie gegenwärtig ziemlich offen ausgesprochenen oder angedrohten Auslöschung sowie Angriffen  auf den jüdischen Staat von palästinensischer/islamischer Seite, frappierend.  
Auffallend, wenn auch nicht überraschend war, dass auch auf dieser Kundgebung einer vermeintlich linken Palästinasolidarität, außer ein paar verflachten Schlagworten, überhaupt keine linken, emanzipatorischen, geschweige denn kommunistischen Vorstellungen oder Inhalte zu hören waren. Stattdessen wurde bloß an eine diffuse internationale Gemeinschaft appelliert, die so scheint es, sich im Hass auf Israel vereint, das ganz nach antisemitischer Manier zum Symbol globaler Unterdrückung stilisiert wurde. Die Kundgebung war von Demagogie, Dämonisierung, Feindbildern, völkischen Ideologemen und antisemitischen Parolen beherrscht. Dabei handelt es sich mitnichten um den „legitimen Versuch“ von Palästinenser:innen, den Vertreibungen im Zuge des arabischen Angriffskriegs gegen Israel zu gedenken, sondern um einen Teil des nicht enden wollenden Israelhasses, hinter dem der Vernichtungswunsch lauert. Der wird in Parolen angespielt und von Organisationen wie Samidoun, dem Solidaritätsnetzwerk für die national bzw. islamisch motivierten palästinensischen Märtyrer:innen, das gerade lautstark versucht, die Palästinasolidarität anzuführen, tatkräftig bei seinem Realisierungsversuch unterstützt.
Egal ob man es als Anti-Kolonialismus oder Klassenkampf verbrämt: Sich solidarisch oder aus Betroffenheit positiv auf einen maßgeblich von islamistischen Terrorgruppen geführten Kampf zu beziehen – für ein, ja was: „freies“, d.h. vom Islamischen Dschihad oder der Hamas geführten Palästina? – ist kein linkes Projekt.
Zusammengefasst: Uns wäre auch lieber gewesen, wenn eine breite antifaschistische Organisierung diese Aufmärsche verhindert hätte – und nicht, aus meist falschen Gründen und mit staatlichem Interesse, die Polizei. Aber die Verhinderung hat wenigstens zur Folge gehabt,dass der antisemitische Mob sich nicht ungestört entfalten konnte.
 
 

April/Mai 2023: Befreiungs-Veranstaltungen in Pankow

Im April und Mai 2023 finden in Pankow zwei Veranstaltungen unter dem Motto “Wir feiern die Befreiung Pankows” statt.

Am 23. April 2023 wird es einen Rundgang zur Geschichte der Schönholzer Heide geben. Anhand der Parkgeschichte – dem Zwangsarbeiter*innenlager, der Kriegsgräberstätte und dem Sowjetischen Ehrenmal – wird auch die Geschichte des Bezirks Pankow erzählt.

Am 15. Mai lesen Clemens Böckmann und Johannes Spohr aus ihrem Buch “Phantastische Gesellschaft-Gespräche über falsche & imaginierte Familiengeschichten zur NSVerfolgung“.
Immer wieder werden in der Öffentlichkeit Fälschungen, Betrugsfälle und imaginierte Geschichten diskutiert, die im Zusammenhang mit der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg wie auch der Erinnerung daran stehen. Meist inszenieren s

ich dabei christliche Deutsche öffentlich mit Familiengeschichten jüdischer Verfolgter und führen diese teils als Legitimation und Grundlage ihres politischen Handelns an. Ihnen begegnet ein Publikum, das die Geschichten bereitwillig rezipiert.
Ort: Hof des Buchladens „Zur schwankenden Weltkugel“
(Kastanienallee 85, 10435 Berlin – Prenzlauer Berg)