Juli: Plakate zum Protest in Israel und Gaza

Am 7. Oktober 2023 griffen die Hamas und ihre Verbündeten in genozidaler Absicht Israel an und töteten mindestens 1.200 Menschen und verletzten tausende. Etwa 250 Menschen wurden als Geiseln genommen. Durch die darauf folgenden israelischen Kampfhandlungen in Gaza sind inzwischen zehntausende Palästinenser*innen getötet worden, ein nicht unbeträchtlicher Teil davon Zivilist*innen. Die weltweiten Palästina-Proteste, Besetzungen und Demonstrationen beinhalteten von Anfang an Antisemitismus, unter anderem die Verherrlichung der islamistischen Hamas unter Leugnung der sexualisierten Gewalt an Jüdinnen*Juden.
Seit Beginn des Krieges in Gaza gibt es auch innerhalb Israels massive Proteste gegen die Regierung Netanjahu und ihre teils extrem rechte Politik. Sie sind dabei mitunter heftiger Repression ausgesetzt. Die Familien der Geiseln stehen dabei an vorderster Front gegen die rechte Regierung.
In Gaza gehen seit Anfang diesen Jahres in mehreren Städten hunderte Menschen auf die Straßen, fordern ein Ende des Kriegs und eine Entmachtung der Hamas. Ihre Proteste wurden von den islamistischen Klerikalfaschisten mit massiver Gewalt, bis hin zur Ermordung exponierter Wortführer*innen, beantwortet.

Warum diese Plakate?
Unser Ziel ist es, im Berliner Stadtbild und im politischen Diskurs Perspektiven sichtbar zu machen, die weniger prominent vertreten sind: Die palästinensische Bewegung gegen die Hamas und die antiautoritären Stimmen der israelischen Gesellschaft. Wir wollen die Proteste in Gaza und Israel, trotz ihrer Widersprüche und Ambivalenzen, beide abbilden und ihnen Gehör verschaffen. Auch, weil innerhalb der Pro-Palästina-Proteste Stimmen den Ton angeben, die die Hamas glorifizieren und damit auch diejenigen Palästinenser*innen marginalisieren, die unter Gefahr für Leib und Leben gegen die Hamas protestieren. Dabei geht es ausdrücklich nicht um eine Gleichsetzung oder einfache Gegenüberstellung der beiden Akteur*innen, was wir sowohl durch die textliche Einordnung auf dem Plakat deutlich machen als auch durch unsere Gestaltung und Farbgebung.

Was wollen wir erreichen?
Die von uns formulierten Forderungen sind in ihrer Form als Plakat verkürzt, artikulieren aber grundlegende Werte, die wir als Mindeststandard für eine antifaschistische Analyse der aktuellen Situation ansehen: Freiheit für die Geiseln des 7. Oktobers, Zerschlagung der Hamas, Ablehnung der rechten Regierungskoalition in Israel und die Beendigung des Krieges. Unsere Plakate intervenieren in die Debatte, um ein differenziertes Verständnis der Konfliktsituation zu stärken und jene Stimmen sichtbar zu machen, die insbesondere in Berlin verdrängt sind. Eine Analyse des Konflikts muss ihn begreifen als Widerspruch zwischen realen Schutzinteressen, historisch gewachsenen Bedrohungslagen, autoritären Herrschaftsverhältnissen, Nationalismus und Antisemitismus. Letzterer ist dabei nicht nur Kontext, sondern konstitutives Moment des Konflikts — sowohl als historischer Auslöser für die Existenz jüdischer Souveränität als auch als gegenwärtig globale Bedrohung. Er prägt nicht nur die Vernichtungsabsicht der Hamas, sondern ist auch strukturelles Fundament der kapitalistischen Moderne, in der jüdisches Leben immer wieder bedroht ist. Deshalb gilt unsere Solidarität dem Staat Israel als Schutzraum für alle Jüdinnen*Juden und den Kräften in Israel, den palästinensischen Gebieten und darüber hinaus, die gegen Islamismus, gegen Antisemitismus und gegen Autoritarismus kämpfen.
Für eine Zukunft, in der Israelis, Palästinenser*innen und Jüdinnen*Juden weltweit in Freiheit, Würde und Sicherheit leben können.