EAG-Jahresrückblick 2024

Das Jahr 2024 begann für uns mit einer Kundgebung in Solidarität mit jüdischen Studierenden und in Kritik an Antisemitismus an der Universität der Künste (UdK), der in der Folge des 7.Oktobers an vielen Universitäten im Zuge von vermeintlich pro-palästinensischen Protesten Bahn brach.

Bei dem ersten Solitresen in diesem Jahr hatten wir die Herausgeber*innen des Sammelbands „Gedenken abschaffen“ (Verbrecher Verlag) zu Gast, die einen kritischen Blick auf den Diskurs um die Bombardierung Dresdens 1945 warfen und über aktuelle Proteste gegen den jährlichen geschichtsrevisionistischen Naziaufmarsch informierten.

Der Januar brachte mit dem Jahrestag zur Befreiung des KZ Auschwitz noch einen weitere Auseinandersetzung mit der Frage des Gedenkens: Wir waren bei der antifaschistischen Gedenkdemo von dem Gedenkrelief an die Widerstandskämpfer*innen im Prenzlauer Berg nach Pankow und bei der Lichterkette in Gedenken an die Befreiung Auschwitz. Leider war der Tag auch begleitet durch die antisemitische Vereinnahmung des Holocaustgedenktages mit Demonstrationen gegen Israel.

Im Februar folgte mit dem zweiten Tresen des Jahres eine Vorstellung der Broschüre “Nazis und rechte Netzwerke in Polizei und ‚Sicherheitsbehörden‘” durch die Genoss*innen der Kampagne Entnazifizierung Jetzt! Außerdem beteiligten wir uns an der Plakataktion der Naturfreunde Jugend und der Gruppe „Gegen Antisemitismus Vernetzen“ mit dem Thema: „Rape is not Resistance“ in Bezug auf die Leugnung von sexueller Gewalt gegen israelische Frauen im Kontext des Massakers am 7.Oktober.

Im März haben wir als Teil des feminism unlimited Bündnisses die mit ca. 10000 Teilnehmenden größte feministische 8.März Demo in der BRD organisiert. Das Bündnis hatte sich im Namen universeller Solidarität gegründet, in Reaktion auf die Ausschlüsse von Jüdinnen*Juden innerhalb feministischer Zusammenhänge. In diesem Monat fand auch der Auftakt-Tresen für unsere feministische Tresenreihe in diesem Jahr statt. Mit einem feministischen Kneipenquiz starteten wir eine Reihe von März bis Juli mit wichtigen feministischen Debattenbeiträgen: Ferda Berse hat zu “Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe” referiert, Koschka Linkerhand hat zu feministischer Religionskritik gesprochen, Theodora Becker hat aus ihrem Werk, “Die Dialektik der Hure – von der ‘Prostitution’ zur ‘Sex-Arbeit’” gelesen und die Gruppe feminist_Hooligans hat ihre Arbeit zum Thema „Gott, Staat und Patriarchat – autoritärer Staatsumbau in Ungarn als Blaupause für rechte Kräfte in Europa“ vorgestellt.

Im April waren wir in Solidarität mit der iranischen Widerstandsbewegung zusammen mit iranischen, jüdischen und kurdischen Aktivist*innen und Gruppen an der Demonstration “Kein AlQudsTag in Berlin” beteiligt. Denn auch wenn dieser in Berlin nicht mehr im Rahmen einer großen Demonstration gefeiert wird, findet die Propaganda-Veranstaltung des islamischen Regimes im Iran weiterhin in vielen Städten statt und ist Plattform für antisemitische Hetze und dient der Legitimierung islamistischer Ideologie und des Regimes.

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe zur Befreiung Pankows zusammen mit der VVN-BdA Pankow, dem Buchladen zur schwankenden Weltkugel und dem unabhängigen Jugendzentrum Pankow (JUP) haben wir Ende des Monats einen Rundgang zur Geschichte der Schönholzer Heide angeboten und im Mai dann eine Lesung mit Nikolas Lelle aus seinem Buch Arbeit macht frei – Annäherung an einen NS-Begriff” im Hof des Tuntenhauses veranstaltet.

In Reaktion auf die antisemitischen Angriffe auf Orte jüdischen Lebens und Shoah Gedenk-Orte und Tage (auch auf das Mahnmal in der Levetzowstraße) mit Bezug auf eine vorgebliche „Israelkritik“, unterstützten wird die antifaschistische Kundgebung “Gegen die Instrumentalisierung des Erinnerns” in Moabit.

Im Juli haben wir die antifaschistische Demonstration: “Nach den Rechten schauen” in Hellersdorf unterstützt, die sich der rechten Raumnahme durch faschistische Gruppen und Parteien, wie der „3.Weg“ entgegenstellt.

Im Spätsommer waren wir bei einigen schönen Gartenpartys im about.blank zu Gast und haben dort mit Infoständen und dem famosen Losverkauf Soliparties wie die für das Nova-Festival, “antifa.weiter.machen” oder der „about.us“ in Soli mit dem blank begleitet.

Auch der Karaoke-Solitresen im September war ein Anlass zu Gesprächen mit lieben Genoss*innen – Es waren schöne Tage mit Austausch und Vernetzung mit euch!

Im Oktober fand die erste Veranstaltung des neuen Bündnisses „Gegenform – Bündnis gegen autoritäre Formierung“ statt. Neben der Podiumsdiskussion “10/7 Aftermath – Antisemitismus, Israelsolidarität und die Linke nach dem 7. Oktober” beteiligten wir uns auch an der „Demonstration gegen die antisemitische Internationale“. Am 7.Oktober unterstützten wir die Gedenkkundgebung „Für das Leben, gegen den Tod“ des feministischen Bündnisses feminism unlimited.

Das Halle Gedenken, die Kundgebung zum 5. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags von Halle folgte direkt darauf.

Im Oktober brachten wir eine überarbeitete Auflage unserer Broschüre „Widerspruch & Aussichten“ heraus, die sich mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation aus antisemitismus-kritischer Perspektive befasst.

Bei dem Solitresen im Oktober haben wir euch einen großen Überblick antifaschistischer Recherche in Berlin präsentiert mit dem Vortrag zu “35 Jahre Neonazis in Berlin”.

Gemeinsam mit der Gruppe „Azadi“ druckten wir erneut Solidaritätsplakate mit den Kämpfenden der Widerstandsbewegung im Iran und waren Teil der Demonstration “Frauen* Leben Freiheit” in Friedrichshain.

Wie die vergangenen Jahre haben wir als Teil des Bündnis zum 9.November-Gedenken eine Gedenkkundgebung und Demonstration zum Jahrestag der Novemberpogrome in Moabit organisiert und auch der letzte Tresen des Jahres hat sich mit dem Thema von Pogromen befasst, der Vortrag von Jess Earle drehte sich um “Das Pogrom im Scheunenviertel” in den 20er Jahren.

Wir beenden das Jahr mit einem save the date für das nächste Jahr: am ersten Wochenende im Mai veranstaltet das Gegenform Bündnis einen Kongress und wir werden mit feminism unlimited wieder am 8.März auf die Straße gehen!

Auch wenn das Jahr durch rechte Raumnahme in Berlin und antisemitische Angriffe nach dem 7.10 geprägt war, haben wir in neuen und alten Bündnissen mit Genoss*innen gekämpft und Erfolge gefeiert und freuen uns auf das nächste Jahr mit euch.